Susanne Lange ist Geschäftsführerin der RAL Gütegemeinschaft Ernährungs-Kompetenz. Im Interview verrät sie, wie eine gesunde Ernährung gelingen kann, wie sich das Kantinenessen in den vergangenen Jahren entwickelt hat und wie sich hochwertige Angebote der Gemeinschaftsverpflegung leicht erkennen lassen.
RAL Gütezeichen Magazin: Frau Lange, immer mehr Menschen legen Wert auf eine gesunde Ernährung. Doch wie sieht eine solche in der Realität eigentlich aus?
Susanne Lange:„Eigentlich ist es relativ einfach. Man muss wissen, was der Körper benötigt, um möglichst gut zu funktionieren. Dabei ist es wichtig, nicht jedes Lebensmittel in die Gesund- oder Ungesund-Schublade zu stecken. Es kommt vielmehr auf eine abwechslungsreiche Mischung an. Zunächst einmal steht im Vordergrund, dass wir unseren Eiweißbedarf abdecken. Eiweiß ist der einzige Hauptnährstoff, den der Körper nicht selber aus anderen Stoffen herstellen kann. Ob man das Eiweiß aus tierischen Produkten wie Fleisch, Fisch und Milchprodukten oder als Vegetarier über Hülsenfrüchte und Getreideprodukte sowie Gemüse aufnimmt, ist weniger relevant. Zudem benötigt der Mensch bestimmte Fettsäuren, die zum Beispiel in fetten Seefischen wie Lachs oder in Pflanzenölen wie Raps- oder Olivenöl vorkommen. Wertvolle Fettlieferanten sind auch Nüsse. Essen Sie viele naturbelassene Lebensmittel wie Gemüse, Vollkornprodukte und Obst. Diese Lebensmittel enthalten viele Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe, die vielfältige Wirkungsweisen haben. Sie sind im Körper an unzähligen Stoffwechselvorgängen beteiligt und sorgen so für körperliche und geistige Leistungsfähigkeit.“
RAL Gütezeichen Magazin: Sind Fertiggerichte eine gute Alternative zu selbstgekochten Mahlzeiten?
Susanne Lange:„Grundsätzlich ist es empfehlenswert, auf industriell verarbeitete Lebensmittel wie Fertiggerichte weitgehend zu verzichten. Diese enthalten zumeist eine Vielzahl überflüssiger Zusatzstoffe, die z.B. für eine ansprechende Optik sorgen oder die Produkte haltbar machen. Zudem ist Fertigprodukten oftmals sehr viel Salz und Zucker zugesetzt. Mahlzeiten selbst zubereiten ist hier meist die gesündere Alternative.“
RAL Gütezeichen Magazin: Zuhause ist es unkompliziert, mit frischen Lebensmitteln abwechslungsreiche Mahlzeiten zu kochen. Doch viele Menschen essen hauptsächlich außer Haus in Kantinen, Restaurants oder Kitas. Welche Qualität hat das Speisenangebot hier?
Susanne Lange:„Das Angebot im Außer-Haus-Markt ist qualitativ sehr uneinheitlich. Erfreulicherweise ist insbesondere in Betriebsrestaurants ein Trend zu immer hochwertigeren Angeboten zu verzeichnen. Die Zeiten der Kantinen, die lediglich einer zweckmäßigen Nahrungsaufnahme dienten, sind allmählich vorbei. Ein nahrhaftes und leckeres Essen ist natürlich auch für Kinder und Jugendliche wichtig. Die Verpflegungsverantwortlichen in Kitas und Schulen stehen vor der Herausforderung, ein Essen anzubieten, das den Kindern schmeckt, aber eben auch ausgewogen ist. Das Angebot darf sich nicht nur nach den Wünschen der jungen Gäste richten, die häufig Lieblingsspeisen wie Pizza oder Pommes nennen.“
RAL Gütezeichen Magazin: Wie sieht die Situation in Senioreneinrichtungen aus?
Susanne Lange:„Die Verantwortlichen von Senioreneinrichtungen tragen eine sehr hohe Verantwortung für die bedarfs- und bedürfnisgerechte Ernährung der Bewohner. In höherem Alter kommt es häufig zu Einschränkungen bei der Nahrungsaufnahme, etwa durch Unverträglichkeiten oder mangelnden Appetit. Deshalb ist es in Einrichtungen der Altenpflege besonders wichtig, dass den persönlichen Bedürfnissen der Bewohner Rechnung getragen wird. Alle diese Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung können, übrigens genauso wie Krankenhäuser und Rehakliniken, ihre Verpflegungsqualität mit einem RAL Gütezeichen auszeichnen lassen. Dazu unterziehen sie sich der Prüfung durch die RAL Gütegemeinschaft Ernährungs-Kompetenz e.V., die sich seit 1962 für eine hochwertige Verpflegung in Einrichtungen mit Gemeinschaftsgastronomie einsetzt.“
RAL Gütezeichen Magazin: Bio, vegetarisch, vegan, glutenfrei – immer mehr Menschen haben besondere Ernährungswünsche und -gewohnheiten. Wie stellt sich die Außer-Haus-Verpflegung auf die vielen verschiedenen Bedürfnisse ein?
Susanne Lange:„Die vielen Ernährungstrends und Ernährungsmuster sind in der Tat eine Herausforderung. Aber auch in der Gemeinschaftsverpflegung gibt es zunehmend Unternehmen, die den Wünschen der Tischgäste nachkommen und beispielsweise einige ausgewählte Lebensmittel in Bio-Qualität einsetzen. Zudem achten immer mehr Verpflegungsverantwortliche auf den Einkauf von saisonaler und regionaler Ware. Vegetarische Gerichte gehören mittlerweile zum Standard. Es dürfte in jedem Unternehmen mit einem professionell betriebenen Verpflegungsmanagement möglich sein, ein fleisch- und fischfreies Gericht zu wählen. Da auch die Nachfrage nach veganen Mahlzeiten zunimmt, müssen sich die Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung auch hierauf einstellen.“
RAL Gütezeichen Magazin: Gilt das auch für Kliniken?
Susanne Lange:„Insbesondere Krankenhäuser und Rehakliniken müssen Patienten mit Unverträglichkeiten, Allergien und zahlreichen Erkrankungen, die einer besonderen Ernährung bedürfen, versorgen. Dort übernehmen Diätassistenten die individuelle Zubereitung aller erforderlichen Kostformen. Dem Verbraucher, der sicher gehen möchte, dass seinen individuellen Ernährungsbedürfnissen entsprochen wird, kann ich empfehlen, sich an der Auszeichnung mit dem RAL Gütezeichen Kompetenz richtig Essen zu orientieren. Einrichtungen, die dieses Gütezeichen tragen, stehen für unabhängig geprüfte Qualität und ein hochwertiges, ausgewogenes Speisenangebot.“