Bonn – 17.07.2024 Reichten früher ein schönes Design und knackige Slogans aus, um Konsument:innen Lebensmittelprodukte im wahrsten Sinne des Wortes schmackhaft zu machen, bedarf es heute mehr. Gerade bei Fleischprodukten möchten Verbraucher:innen immer genauer wissen, was sie da eigentlich kaufen. Ein Kundenverhalten, das eine ganze Reihe von Labels und Kennzeichnungen auf den Markt gebracht hat, die in ihrer Summe eher verwirren als für Klarheit zu sorgen. Hilfreich wäre eine eindeutige und transparente Kennzeichnung.
Ob aus moralischen, gesundheitlichen oder Klimaschutzgründen – seit Jahren sinkt der Pro-Kopf-Fleischkonsum kontinuierlich. Anstatt wahllos Wurst, Steaks und Hähnchenbrustfilets zu kaufen, wird genauer hingeguckt. Viele Konsument:innen möchten wissen: Ist das Fleisch bio? Wo kommt es her? Wurde das Tier artgerecht gehalten und erfolgte die Schlachtung schonend? Fragen, auf die im Laufe der Zeit mit immer wieder neuen Kennzeichnungen reagiert wurde, sodass die Liste der Labels lang ist: So gibt es mit dem Neuland-Siegel, dem Tierschutzlabel und der Initiative Tierwohl gleich drei verschiedene Tierwohlkennzeichnungen, die bessere Haltungsbedingungen für Tiere bestätigen.
Hinzu kommt die vierstufige, farbige Haltungsform-Kennzeichnung, die ab diesem Sommer um eine weitere Stufe ergänzt wird. Konkret heißt das, dass die aktuell höchste Haltungsform-Stufe 4 (Premium) aufgeteilt wird. Umfasste sie bisher auch Bio-Ware, gibt es mit der neuen Stufe 5 bald eine eigene dunkelgrüne Kennzeichnung für Bio-Produkte. Dabei sind bereits zahlreiche Bio-Labels der Verbände Demeter, Bioland und Naturland vorhanden, die mit unterschiedlich hohen Anforderungen fester Teil der langen Liste der Kennzeichnungen sind. Und ein Ende der Siegel-Entwicklung und -Vergabe scheint nicht in Sicht: So müssen Supermärkte mit Frischetheke und Metzgereien seit dem 1. Februar diesen Jahres verpflichtend kennzeichnen, woher das Fleisch von Schwein, Schaf, Ziege und Geflügel stammt. Außerdem wird 2025 ein weiteres staatliches Tierhaltungslabel mit fünf Kategorien eingeführt, das zunächst nur für frisches Schweinefleisch gilt und nach und nach auf verarbeitete Produkte, Gastronomie, Rind und Geflügel ausgeweitet wird. Dieses kann parallel zur bestehenden vier-, bald fünfstufigen freiwilligen Haltungsform-Kennzeichnung genutzt werden.
Angesichts dieser Vielzahl an Labels ist es für Verbraucher:innen schwer, den Über- und Durchblick zu behalten. Anstelle von mehr Orientierung gibt es mehr Fragen: Welche Kennzeichnungen liefern nun wirklich verlässliche Informationen hinsichtlich Tierschutz, Umwelt und Qualität? Und welche Prüfkriterien stecken dahinter? „In Anbetracht dieses undurchsichtigen Kennzeichnungsdschungels denken wir, dass es Zeit für eine einheitliche und transparente Kennzeichnung wird, die für alle Fleischprodukte gilt und klare Informationen über Herkunft, Tierhaltung und Produktionsbedingungen liefert“, erklärt RAL Hauptgeschäftsführer Rüdiger Wollmann und fügt hinzu, dass im Idealfall sämtliche Angaben so klar und verständlich kommuniziert sind, dass Konsument:innen schon auf den ersten Blick erkennen, welches Produkt den eigenen Anforderungen an Nachhaltigkeit, Tierwohl und Qualität entspricht.