Susanne Lange, Geschäftsführerin der RAL Gütegemeinschaft Ernährungs-Kompetenz e.V. (GEK), berichtet im Interview von den Anfängen des RAL Gütezeichens Kompetenz richtig Essen. Als eines der ersten RAL Gütezeichen im Dienstleistungsbereich war vor 55 Jahren die zentrale Frage, wie man das System der RAL Gütesicherung sinnvoll auf Dienstleistungen anwenden kann. Heute sind RAL Gütezeichen im Dienstleistungssektor etabliert und auch die Erfolgsgeschichte des RAL Gütezeichens Kompetenz richtig Essen gibt den Bemühungen Recht.

Frau Lange, der Vorläufer des heutigen RAL Gütezeichens Kompetenz richtig Essen, das RAL Gütezeichen Diätverpflegung, wurde bereits 1962 aus der Taufe gehoben. Wie kam es dazu?

Susanne Lange: Noch zu Beginn der 1960er war das Essen außer Haus für Menschen mit besonderen Diätansprüchen wie z.B. Diabetiker mit vielen Einschränkungen verbunden. Damals entschlossen sich die Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, des Deutschen Heilbäderverbands und des Verbands der Köche Deutschland hieran etwas zu verändern. Gemeinsam mit dem Verband der Diätassistenten – Deutscher Bundesverband e.V. sowie dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband verpflichteten sie sich auch Menschen mit speziellen Diätbedürfnissen ein hochwertiges und schmackhaftes Speisenangebot in der Außer-Haus-Verpflegung zu garantieren. Der erste Schritt zum RAL Gütezeichen Diätverpflegung war getan.

Wo lagen die Schwierigkeiten?

Susanne Lange: Es galt die Herausforderung zu meistern erstmalig jederzeit nachweisbare Gütekriterien für ein auf eine Dienstleistung bezogenes RAL Gütezeichen zu entwickeln. Alle bis dato existierenden Gütezeichen bezogen sich auf greifbare Produkte aus dem technischen Bereich. Hier hatten die Gütezeichen-Experten das erste Mal die Aufgabe bewertbare objektive Beurteilungskriterien für eine Dienstleistung zu entwickeln. Die Hürden wurden aber alle mit Bravour genommen und 1962 der Startschuss für die RAL Gütegemeinschaft Ernährungs-Kompetenz gegeben, die zu dem damaligen Zeitpunkt noch Gütegemeinschaft Diätverpflegung hieß. Um jedoch eine fachgerechte Speisenproduktion zu garantieren, bedurfte es einer weiteren Neuerung. Es musste in den Produktionsbetrieben spezialisiertes Fachpersonal eingesetzt werden. Dies war die Geburtsstunde des Berufsbildes „diätetisch geschulter Koch“, das es heute noch gibt. Auch der Name des Gütezeichens wurde an den sich wandelnden Anspruch angepasst und heißt seit 2009 daher RAL Gütezeichen Kompetenz richtig Essen.

Inwieweit hatte sich der Anspruch an das Gütezeichen geändert? Haben sich unsere Bedürfnisse an eine Außer-Haus-Verpflegung in den vergangenen 55 Jahren geändert?

Susanne Lange: Wenn am Anfang die Sicherstellung einer geprüften, schmackhaften und ausgewogenen Diätverpflegung im Mittelpunkt stand, umfasst das Versorgungsspektrum heute wesentlich mehr! Das Gütezeichen Kompetenz richtig Essen steht für ein bewährtes Qualitätssicherungssystem in allen Bereichen der Gemeinschaftsverpflegung und ist nicht mehr nur auf Diät beschränkt. Immer mehr Menschen nutzen die vielfältigen Möglichkeiten sich außerhalb der eigenen Küche vernünftig zu verpflegen. Sei es in der Kantine während der Mittagspause, in der Kita oder Schule, im Seniorenheim oder auch im Krankenhaus. Je nach Alter, Gesundheitszustand und Geschmack müssen andere Bedürfnisse berücksichtigt werden, ohne dabei den Genuss zu vernachlässigen. Gleichzeitig ist der Anspruch gestiegen, ein gesundes, ausgewogenes Speisenangebot zu erhalten, bei dem gleichzeitig garantiert ist, dass Hygiene, Qualität und Lebensmittelsicherheit beachtet werden. Der Tischgast erwartet Transparenz auf ganzer Linie und Betriebe, die mit dem RAL Gütezeichen Kompetenz richtig Essen ausgezeichnet sind, garantieren genau das: Leckere, ausgewogene Mahlzeiten, die auf dem gesamten Produktionsprozess den hohen Gütekriterien gerecht werden.