Mit drei Komponenten zum effektiven Einbruchschutz
116.540 Wohnungseinbrüche verzeichnete die polizeiliche Kriminalstatistik 2017. Auch wenn dies einen Rückgang von 23 Prozent im Vergleich zu 2016 bedeutet, zeigen die Zahlen, dass ein umfassender Einbruchschutz unerlässlich ist. Denn Opfer von Einbrüchen sehen sich zumeist nicht nur mit finanziellen Schäden konfrontiert. Oftmals sind die psychischen Folgen deutlich schwerwiegender. Die Sicherheit des eigenen Hauses wurde infrage gestellt und damit die Geborgenheit desjenigen Ortes, an dem sich die meisten Menschen besonders geschützt fühlen. Eine wirksame Einbruchsicherung, die sich aus drei Komponenten – mechanischer Einbruchschutz, Haussicherheitstechnik und aufmerksames Verhalten – zusammensetzt, kann das Risiko, Einbrechern zum Opfer zu fallen, deutlich senken.
Mechanischer Einbruchschutz: Schwachstellen minimieren
Theoretisch können Diebe in jedes Haus eindringen – wenn sie über genügend Zeit verfügen. Die meisten Einbruchversuche werden jedoch abgebrochen, sobald die Eindringlinge bemerken, dass sie länger als fünf Minuten benötigen, um sich Zugang zu verschaffen. Wer also die Schwachstellen seines Gebäudes kennt und diese so sicher wie möglich gestaltet, erhöht den Einbruchschutz seines Hauses deutlich. Typische Schwachstellen, an denen ein effektiver Einbruchschutz ansetzen muss, sind Fenster, Türen, Schlösser und Kellerzugänge bzw. Lichtschächte sowie Garagentore bei einem Hauszugang über die Garage.
- Die Einbruchsicherheit neuer Fenster und Haustüren lässt sich an den von 1 bis 6 reichenden Widerstandsklassen erkennen (Resistance Class, RC). Für Privathaushalte empfehlen sich Produkte ab RC2. Für einen zuverlässigen Einbruchschutz ist zudem die sachgerechte Montage von Fenstern und Türen wichtig. So müssen alle Sicherungselemente genau aufeinander abgestimmt werden.
- Liegen Kellerfenster in einem Lichtschacht, sollte auf eine Abdeckung mit Gitterrosten, die an vier Punkten gegen Abheben und Verschieben gesichert sind, geachtet werden. Zudem lassen sich Gitterroste zusätzlich durch passende Schlösser oder Beschläge verriegeln.
- Zuverlässiger Einbruchschutz beginnt an der Grundstücksgrenze. Insbesondere Metallzäune mit einer Höhe von bis 2,40 m und einem Schutz gegen Übersteigen können Einbrecher vom Grundstück fernhalten. Um Verletzungen zu vermeiden, sollten Zäune bis zu einer Höhe von 1,60 m jedoch keine Überstände haben.
- Bei Einbrechern sind direkte Zugänge von der Garage ins Wohnhaus beliebt. Wer einen Neubau plant, sollte sich daher dem Einbruchschutz zuliebe gut überlegen, ob eine Tür zwischen Garage und Wohnhaus notwendig ist. Bei bereits bestehenden Zugängen sollte darauf geachtet werden, dass Schwinggaragentore mit einer stabilen Stangenverriegelung abgesichert sind und der Profilzylinder des Schlosses geschützt eingebaut wird.
Erfolgreich nachrüsten
Bei Neubauten fließen Maßnahmen des Einbruchschutzes zumeist direkt in die Planung ein. Aber auch bei Bestandsbauten kann der Schutz vor Einbrechern mit wenig Aufwand deutlich erhöht werden.
- Wer ältere Fenster und Türen nicht komplett ersetzen möchte, kann den Einbruchschutz durch einen Austausch alter Isolierverglasungen gegen Verbundsicherheitsglas verbessern. Dieses besteht aus zwei Glasscheiben, die mit einer Spezialfolie verbunden sind. Der Widerstand richtet sich nach der verwendeten Foliendicke. Eine sinnvolle Einbruchsicherung beginnt bei der Widerstandsklasse P4A.
- Ältere standardisierte Fenster sind in der Regel mit einfachen Beschlägen und sogenannten Rollzapfen ausgestattet. Selbst bei geschlossenen Fenstern können diese innerhalb kürzester Zeit mit einem Brecheisen oder Schraubendreher aufgehebelt werden und sind kein effektiver Einbruchschutz. Rundherum angeordnete Pilzkopfzapfen, spezielle Beschläge für Fenster und Türen mit pilzkopfförmigen Zapfen, sind die bessere Wahl und lassen sich gut nachrüsten.
- Bei Nachrüstungen von Türen ist darauf zu achten, dass Türblätter, Türrahmen, Türbänder, Türschlösser, Beschläge, Schließbleche und Zusatzsicherungen in ihrer Wirkung zueinander passen. Hausbesitzer sollten daher stets Experten zu Rate ziehen.
Nur hochwertige Produkte und fachgerecht ausgeführte Planungs- und Montageleistungen sorgen für einen zuverlässigen Einbruchschutz. Hausbesitzer sind daher gut beraten, sich bei Produkten und Leistungen am RAL Gütezeichen zu orientieren. Im Bereich des mechanischen Einbruchschutzes stehen das RAL Gütezeichen Fenster, Fassaden und Haustüren, das RAL Gütezeichen Schlösser und Beschläge, das RAL Gütezeichen Mehrscheiben-Isolierglas und das RAL Gütezeichen Metallzauntechnik für hohe Anforderungen an die Qualität der Produkte und Leistungen sowie für regelmäßige Eigen- und Fremdkontrollen.
Effektive Technik für die Haussicherheit
An erster Stelle aller Maßnahmen zum Einbruchschutz steht die mechanische Sicherung. Zusätzlich können moderne Sicherheitssysteme das Haus schützen.
- Für einen effektiven Einbruchschutz sind Einbruchmeldeanlagen (EMA) oder auch Überfallmeldeanlagen (ÜMA) eine sinnvolle Ergänzung. Sie alleine verhindern Einbrüche zwar nicht, können aber das Entdeckungsrisiko für den Täter erhöhen.
- Die Auswahl einer geeigneten ÜMA oder EMA hängt von den äußeren Gegebenheiten ab. So können Türen und Fenster beispielsweise mithilfe von Verschluss- oder Durchbruchmeldern überwacht werden. Bewegungsmelder sind für die Sicherung von Räumen geeignet. Hausbesitzer sollten sich bei der Wahl der geeigneten Anlage zum Einbruchschutz vom Fachmann beraten lassen.
- Der Einsatz von Videotechnik kann Einbrecher abschrecken und im Fall der Fälle die Aufklärung der Straftat erleichtern. Allerdings ist zu beachten, dass Videotechnik am Haus in die Rechte Dritter eingreift. Wer dennoch am Einsatz von Videotechnik zur Verbesserung des Einbruchschutzes interessiert ist, sollte vorher eine juristische Beratung einholen.
- Mithilfe moderner SmartHome-Systeme lassen sich heute auch bei Abwesenheit Anwesenheitssituationen simulieren und so potentielle Einbrecher unter Umständen abschrecken. So lassen sich zum Beispiel Fenster, Türen oder Rollläden automatisch schließen und Beleuchtungssysteme können aus der Ferne gesteuert werden. SmartHome-Systeme bieten für sich genommen jedoch keinen ausreichenden Einbruchschutz.
Verhaltenstipps für besseren Einbruchschutz
Neben dem mechanischen Einbruchschutz und moderner Haustechnik können auch einige einfache Verhaltensregeln die Sicherheit des eigenen Zuhauses erhöhen.
- Das Abschließen aller Fenster und Türen sollte auch bei kurzen Abwesenheitsphasen eine Selbstverständlichkeit sein. Gekippte Fenster sind leicht zu öffnen und sollten ebenfalls vermieden werden – insbesondere in unteren Stockwerken. Zudem ist ein einfaches Zuziehen der Haustür kein ausreichender Einbruchschutz. Diese sollten stets mit einer zweimaligen Umdrehung abgeschlossen werden.
- Wohnungs- oder Haustürschlüssel sollten nie in der Nähe des Hauses versteckt werden. Sicherer ist es, Ersatzschlüssel bei Nachbarn zu deponieren.
- Wenn die Haustür eine Verglasung aufweist, sollten Haustürschlüssel nicht von innen stecken gelassen werden. Das Glas kann leicht eingeschlagen und die Tür mit dem Schlüssel geöffnet werden.
- Wer verreist, sollte Bekannte oder Nachbarn bitten, den Briefkasten regelmäßig zu leeren und die Rollläden hoch- und herunterzulassen. Hierdurch wirken Häuser bewohnt, potenzielle Einbrecher werden abgeschreckt und der Einbruchschutz erhöht.
Mechanische Maßnahmen bilden die wichtigste Säule des Einbruchschutzes, indem sie die einbruchhemmende Wirkung von Bauteilen erhöhen und Einbruchsversuchen einen deutlichen Widerstand entgegensetzen. Sie können auch bei Bestandsbauten die Sicherheit deutlich erhöhen. Elektronische Maßnahmen in Form von effektiver Haussicherheitstechnik ergänzen den mechanischen Einbruchschutz. Gleichzeitig leistet auch das eigene Verhalten einen wichtigen Beitrag. Nur in Kombination bieten alle drei Komponenten den größtmöglichen Einbruchschutz fürs Zuhause.
Viele weitere Informationen rund um die Sicherheit des eigenen Zuhauses finden sich im RAL Ratgeber Familie.